Louise de La Vallière

Mein Name ist Louise de La Vallière. Nein, das ist nicht wahr.  Manche nennen mich bei diesem Namen, unter dem ich geboren wurde, so, wie man mich nannte, als ich an den Hof kam. Andere nennen mich Soeur Louise de La Miséricorde, den Namen, den ich annahm, als man mich ins Kloster zwang und nötigte, meine Gelübde abzulegen.

Nun kennt man mich wieder unter dem Namen Louise de La Vallière. Doch  ich heiße Louise de Bourbon, aber man hat mir alles genommen. Meinen Ehemann, meine Kinder, meinen Titel – und zum Schluss nahm man mir noch meinen Namen.

Als das Wunder geschah, der Erpresserin, dieser Montespan, die die Welt glauben machte, ich sei verstoßen und sie an der Seite des Königs – nichts als ein Schauspiel war diese Darbietung  – das Handwerk gelegt wurde und ich durch den König das Kloster verlassen konnte, hatte ich keinen Namen mehr. Meinen weltlichen hatte ich dahingegeben, als ich in den Konvent eintrat, meinen Ordensnamen durfte ich nicht mehr tragen, nun, da ich wieder in der Welt lebte.

Françoise de La Beaulme nannten sie mich, und  wusste doch jeder, wer versteckt im Grand Trianon zu Hause war.

Als der König es wagte, mich zur Frau zu nehmen, war ich wieder Louise, aber ich nahm nicht seinen Namen. Zu gering erachtete ich mich selbst. Als der König es wagte, mich zu seiner Königin zu machen, war ich Louise.

Als meine Feindinnen nach meinem Tod die Gelegenheit ergriffen, meine Geschichte aus der Welt zu radieren, war ich nur noch die gefallene Frau, die zur Büßerin geworden war.

Über die Jahrhunderte habe ich zugesehen, wie man die Geschichte verfälscht, geschnitten, mich aus ihr gestrichen hat. Man hat mir meinen Ehemann genommen, nennt ihn den Mann einer Anderen, man hat mir meine Kinder genommen, nennt sie die Kinder einer Anderen. Man hat mir meinen Titel und meinen Namen genommen.

Doch eines hat man mir nie nehmen können: meine Liebe für denjenigen, den ich immer liebte, immer liebe und immer lieben werde.

Denn nun ist es an der Zeit, dass die Wahrheit ihren Weg unter die Sonne findet.

Ich bin Louise, geboren unter dem Namen de La Vallière, nachmals durch Ehe Louise, Gattin des Königs Louis, den man den vierzehnten seines Namens nennt, Reyne de France et de Navarre. Ich bin die Mutter seiner Kinder. Ich bin seine Frau. Das soll die Welt wissen. 

Was ist mein Begehr, nach all den Jahrhunderten, hat man mich gefragt. Nein, es ist nicht Rache, die mich treibt. Es ist Gerechtigkeit. Gerechtigkeit für mich, für unsere  wahre Geschichte. Die meine und die meines Gatten, der mich zu seiner Ehefrau und zur Königin von Frankreich machte.

10 réflexions à propos de “ Louise de La Vallière ”

  1. Claudia Klaedtke a dit:

    Schöne Idee und eine wunderbare Vorstellung, ma chère 🙂

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  2. Hanne-Lore Neumüller a dit:

    Wunderbar die Idee, Louise sprechen zu lassen. Gefällt mir sehr gut.

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